AMNESTY INTERNATIONAL
Index: EUR 44/013/2012 , 16. Juli 2012
Türkei: Vierter Jahrestag des Mordes – Amnesty International fordert Gerechtigkeit für Ahmet Yıldız
Anlässlich des vierten Jahrestages der Ermordung von Ahmet Yıldız erneuert Amnesty International die Forderung, die Verantwortlichen in einem fairen Verfahren vor Gericht zu stellen.
Ahmet Yıldız wurde am 15. Juli 2008 vor seinem Haus in Üsküdar, einem Bezirk auf der asiatischen Seite von Istanbul, erschossen. Es wird allgemein angenommen, dass das Verbrechen ein sogenannter „Schwulen-Ehrenmord“ war. Der Fall ist zum Symbol für das Versagen der türkischen Behörden geworden, auf Gewalt gegen Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle zu reagieren. Nach vier Jahren ist der einzige Beschuldigte, der Vater von Ahmet Yıldız, immer noch auf freiem Fuß.
Einige Monate vor seinem Tod erstattete Ahmet Yıldız Anzeige und forderte, dass Drohungen von Seiten seiner Familie, auch seines Vaters, nachgegangen werde. Nach dem Mord wurde aufgedeckt, dass der Staatsanwalt des Bezirks Ümraniye entschieden hatte, es liege kein Grund für eine Strafverfolgung vor. Es gibt überzeugende Hinweise, wonach die Entscheidung des Staatsanwalts im November 2007 ohne sorgfältige und zielgerichtete Ermittlungen getroffen wurde. Acht Monate später wurde Ahmet Yıldız erschossen.
Obwohl Ahmet Yıldız angegeben hatte, Todesdrohungen erhalten zu haben, wurde bis zum Oktober 2008 kein Haftbefehl ausgestellt. Zu diesem Zeitpunkt konnte der einzige Verdächtige, Ahmet Yıldız’ Vater, nicht mehr aufgefunden werden. Aufgezeichnete Daten von Telefonverbindungen deuten darauf hin, dass er in den Nordirak geflohen sein könnte. Sein Aufenthaltsort kann jedoch nicht ausfindig gemacht werden. Das im September 2009 eingeleitete Verfahren wurde ausgesetzt, weil der Verdächtige bis heute nicht festgenommen werden konnte.
Seit vier Jahren hat sich niemand für die Ermordung von Ahmet Yıldız verantworten müssen. Amnesty International fordert von den türkischen Behörden, dafür zu sorgen, dass es keine weiteren Verzögerungen in dem Fall gibt, indem ein vor kurzem erlangter internationaler Haftbefehl unverzüglich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ausgeführt wird. Die Organisation fordert weiterhin unabhängige, unparteiische, sorgfältige und zielgerichtete Untersuchungen, warum die türkischen Behörden nach der Strafanzeige von Ahmet Yıldız nicht gehandelt haben.
Übersetzung durch die Türkei-Koordinationsgruppe von Amnesty International.
Verbindlich ist das englische Original: “Turkey: On the 4th anniversary of his murder, justice for Ahmet Yıldız”