Februar 2013
Am 15. Juli 2008 verließ Ahmet Yıldız seine Wohnung, um ein Eis zu kaufen. Kurz darauf hörte sein Lebenspartner Ibrahim Can Schüsse. Als er hinunterlief, sah er, dass auf Ahmet Yıldız geschossen worden war. Die Erschießung von Ahmet Yıldız wird weithin als “Ehrenmord” betrachtet. Bei anderen mutmaßlichen Ehrenmorden holte, wie bei Ahmet Yıldız, die Familie den Leichnam nicht zur Bestattung ab. Nach drei Monaten wurde schließlich ein Haftbefehl gegen den einzigen Verdächtigen, den Vater von Ahmet Yıldız, ausgestellt. Doch bislang ist er noch nicht festgenommen worden.
Der Fall zeigt, dass die türkischen Behörden nicht ausreichend gegen Gewalt gegen Lesben, Schwule Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle (LGBTI) vorgehen. Ibrahim Can teilte Amnesty International mit, dass Ahmet in den Monaten vor seiner Ermordung von seiner Familie und insbesondere vom Vater bedroht worden war. Im Oktober 2007 erstattete Ahmet Yıldız Anzeige gegen seine Familie und bat die Staatsanwaltschaft im Istanbuler Stadtteil Üsküdar um Schutz. Statt etwas zu unternehmen, gab die Staatsanwaltschaft die Anzeige an einen benachbarten Bezirk weiter. Nach seiner Ermordung stellte sich heraus, dass seine Anzeige gar nicht bearbeitet worden war.
Zu Verbrechen gegen LGBTIs werden in der Türkei keine Daten erhoben. Doch Gruppen, die sich für die Rechte der LGBTI einsetzen, verzeichneten allein zwischen Januar und Juli 2012 mindestens vier getötete Transgender-Frauen und einen getöteten Schwulen. Im türkischen Recht gibt es noch immer kein explizites Verbot von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität, obwohl sich Menschenrechtsgruppen längst dafür einsetzen.
Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den türkischen Justizminister und legen sie Ahmet Yıldızs Fall dar. Fordern Sie ihn auf, den einzigen Verdächtigen endlich in einem fairen Verfahren vor Gericht zu stellen. Verlangen Sie eine Untersuchung bezüglich der unterlassenen Schutzmaßnahmen für Ahmet Yıldız, und dass mehr als vier Jahre nach der Tat endlich ein Strafverfahren gegen den einzigen Verdächtigen durchgeführt wird. Dringen Sie darauf, endlich gegen homophob und transphob motivierte Gewaltverbrechen vorzugehen.
Schreiben Sie in gutem Türkisch oder auf Deutsch an:
Justizminister
Mr Sadullah Ergin, Ministry of Justice Adalet Bakanlığı 06659 Ankara Türkei
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Justizminister)
Fax: (00 90) 312 417 71 13
E-Mail: sadullahergin@adalet.gov.tr
Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Türkei
S. E. Herrn Hüseyin Avni Karslioğlu, Tiergartenstr. 19-21, 10785 Berlin
Fax: 030-2759 0915
E-Mail: botschaft.berlin@mfa.gov.tr oder turk.em.berlin@t-online.de