4. Juni 2013
Über 2000 Verletzte und weit über 1000 Festnahmen – dies ist die Bilanz der von übermäßiger Polizeigewalt überschatteten zumeist friedlichen Proteste in der Türkei. Amnesty fordert die türkischen Behörden auf, unverzüglich eine unparteiische Untersuchung einzuleiten und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Begonnen hatten die Demonstrationen Anfang vergangener Woche in Istanbul, als einige Dutzend Umweltaktivisten gegen das Fällen von Bäumen im Gezi-Park, im Zentrum der türkischen Stadt, protestierten. Sie richteten sich gegen Pläne, nach denen der einzige Park im Zentrum Istanbuls in ein Einkaufszentrum mit Luxuswohnungen umgewandelt werden soll. Als die Polizei begann, gegen die friedlichen Demonstranten einzuschreiten, wuchs die Zahl der Protestierenden.
Am Donnerstag setzte die Polizei massive Gewalt, darunter Wasserwerfer, Tränengas und Knüppel, gegen die Demonstranten ein. Es gab erste Verletzte, woraufhin sich Tausende Istanbuler Bürger wegen der Gewalt empörten und mit den Demonstranten solidarisierten und zum Taksim-Platz strömten. Am Freitag nahm die Gewalt weiter zu, die Polizei griff exzessiv die zumeist friedlichen Demonstranten an.
Amnesty erhielt Berichte, dass mehr als 2000 Menschen verletzt und weit über 1000 Personen festgenommen worden seien. Zwei Menschen sollen zu Tode gekommen sein. Es soll auch zu ernsthaften Misshandlungen in Haft gekommen sein. Nach Auskunft der türkischen Ärztekammer seien viele Bürger in Krankenhäusern behandelt worden. Insbesondere der unangemessene Einsatz von Tränengas durch die Polizei habe bei vielen Demonstranten zu gesundheitlichen Schäden geführt. Es wurden Augenverletzungen sowie Verletzungen am Kopf und anderen Körperteilen durch Tränengas-Geschosse gemeldet. 20 Personen befänden sich in einem kritischen Zustand.
Die Proteste sprangen in der Folge in andere Stadtteile von Istanbul und in zahlreiche Städte der Türkei über. Von dort wurden ebenfalls Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei und exzessive Polizeigewalt gemeldet. Nach nationalen und internationalen Protesten gegen die brutale Polizeigewalt wurde am Samstagnachmittag die Polizei vom Taksim-Platz zurückgezogen und die Demonstranten konnten ihren friedlichen Protest gegen die Regierung fortsetzen. Seit einigen Stunden wird von keinem der vielen Demonstrationsorte in der Türkei mehr Gewalt gemeldet.
Amnesty fordert die türkischen Behörden auf, die exzessive Polizeigewalt unverzüglich unparteiisch und wirksam zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. In Zukunft müssen friedliche Proteste zugelassen werden und es darf keine Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten angewendet werden.
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Werden Sie aktiv und beteiligen Sie sich jetzt an unserer Online-Aktion! Schreiben Sie eine E-Mail an den türkischen Premierminister und fordern Sie ein Ende der exzessiven Gewalt gegen friedliche Demonstrierende und eine umgehende unabhängige Untersuchung der Berichte über unverhältnismäßige Gewaltanwendung der Sicherheitskräfte. Zur Online-Aktion auf www.amnesty.de/gezi
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.@TC_BerlinBE Die exzessive #Polizeigewalt gegen Demonstranten in der Türkei muss unverzüglich untersucht werden! #OccupyGezi
.@RT_Erdogan Protests in #Taksim Square have been peaceful. Stop the use of tear gas and water cannons on peaceful protestors. @aforgutu
Türkçe konuşan destekleyenler için / Für unsere türkischsprachigen UnterstützerInnen:
Uluslararasi Af Örgütü Türk yetkililerindan derhal ve tarafsiz bir şekilde aşırı polis şiddetini soruşturmaya ve sorumlulardan hesap sorulmasini talep etmektedir. Gelecekte barısçıl gösterilere izin verilmelidir. Bu göstericilere karşı hiçbir zaman polis şiddeti uygulanmamalıdır.
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(Anm. der Redaktion: Dieser Artikel wurde ursprünglich am 3. Juni veröffentlicht und am 4. Juni mit aktuell vorliegenden Zahlen aktualisiert.)