18. Januar 2008 – Am 19. Januar vor einem Jahr wurde der türkisch-armenische Journalist Hrant Dink in Istanbul erschossen. amnesty international appelliert an die türkischen Behörden, alle Formen von Intoleranz zu verurteilen und endlich alle an dem Mord an Hrant Dink beteiligten Personen internationalen Standards entsprechend vor Gericht zu bringen. “Die Ermittlungen müssen dringend auf alle Aspekte der Ermordung ausgedehnt werden“, erklärte Barbara Neppert, Türkei-Expertin von ai. “Ein Jahr nach der Tat liegen zu viele Umstände des Mordes immer noch im Dunkeln.”
InhaltsverzeichnisInterview mit Fetiye Cetin
Das vollständige Interview im Amnesty-Journal
Fetiye Cetin vertritt die Familie von Hrant Dink in dem laufenden Mordprozess. In einem Interview mit dem amnesty journal äußerte sie ihre Zweifel daran, dass es sich bei den Mördern von Hrant Dink lediglich um junge Männer aus einer Kleinstadt in der Provinz handeln soll: „… wenn man die ganze Situation betrachtet, ist klar, dass es noch viel mehr Akteure gibt.“
Fetiye Cetins Meinung nach verhindern die türkischen Behörden die Aufklärung der Hintergründe und der Verbindungen der Dink-Mörder zu nationalistischen Kreisen in Polizei und Militär. Tatsächlich waren der türkischen Polizei die Mordpläne bereits im Vorfeld bekannt – zum Schutz Hrant Dinks unternahm sie jedoch nichts.
Die Aufklärung des Mordes kam nur schleppend voran und führte zu dem Ergebnis, der Täter habe im Alleingang gehandelt. Vieles deutet zudem darauf hin, dass Mitglieder der Untersuchungs- und Polizeibehörden dem Fall Hrant Dink nicht unvoreingenommen gegenüberstehen. Erste Äußerungen des Istanbuler Polizeichefs nach dem Mord und Fotos der Militärpolizei mit dem mutmaßlichen Täter in Heldenpose deuten auf den Unwillen der Behörden hin, das volle Ausmaß der Tat zu ermitteln.
Memorandum von amnesty international
Wortlaut des Memorandums vom Januar 2008
In einem Memorandum erinnerte ai die türkische Regierung Anfang dieser Woche an ihre Versprechen, den Mord an Hrant Dink vollständig aufzuklären und die Rechte und Freiheiten aller türkischen Bürger zu stärken. „Neben den bereits angelaufenen und durchaus lobenswerten Reformen müssen weitere Gesetzesänderungen vorgenommen werden“, so Neppert. „Die Behörden sollten die Chance der bevorstehenden Verfassungsreform nutzen und den Schutz grundlegender Rechte und Freiheiten voranbringen.“